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Meister geht in die Defensive Bayern gegen Leverkusen - ein Auftritt mit Signalwirkung

Stand: 28.09.2024 22:04 Uhr

Seit über einem Jahr dominiert Bayer Leverkusen seine Gegner - doch beim FC Bayern München spielte der Meister ohne jeden Offensivmut. Weil der Rekordmeister wieder einen solchen verkörpert.

20 Tore in drei Partien haben Eindruck gemacht - und das so sehr, dass sich sogar der Deutsche Meister vorgenommen hatte, sich komplett zurückzuziehen. Das Spitzenspiel zwischen dem FC Bayern München und Bayer 04 Leverkusen (1:1) war weit weg von dem Spektakel, das so viele erwartet hatten.

Und das lag in erster Linie daran, dass der amtierende Meister offenbar nicht den Mut hatte, dem Rekordmeister mit einem offenen Visier zu begegnen.

Leverkusen reagiert auf Bayern-Stärke und Defensiv-Schwäche

Leverkusen ließ die Münchner machen, das Spiel fand fast ausschließlich in der Bayer-Hälfte statt. Das Team von Trainer Xabi Alonso setzte voll auf Konter und schnelle Kombinationen, gefühlt war aber jeder Hauch eines Angriffs schon nach höchstens zwei Pässen beendet. Das lag sicher auch an dem starken Pressing, das die Bayern unter Vincent Kompany an den Tag legen, aber auch daran, dass es Bayer nur mit angezogener Handbremse versuchte.

Gründe dafür gibt es einige. Leverkusen hatte zuvor in der Bundesliga neun Gegentreffer in vier Partien kassiert, war immer trotz scheinbar komfortablen Vorsprüngen mindestens noch ins Wanken geraten. Unter anderem Granit Xhaka richtete deswegen vor dem Topspiel warnende Worte an sein Team, der Fokus auf das Verteidigen in München kam daher also nicht überraschend.

Dass das aber dazu führt, eine Spielweise an den Tag zu legen, die Ausnahmekönner wie Florian Wirtz und Victor Boniface komplett ihrer Stärken beraubt, ist es dagegen schon.

Xabi Alonso: "Wir brauchten diese Art und Weise"

Die Erklärung dafür: Selbst der Meister hat wieder den größtmöglichen Respekt vor den Bayern. Wer es böse mit dem Titelverteidiger meint, könnte die Darbietung auch als "Angsthasenfußball" abtun - weil die Taktik aber mit einem Punktgewinn belohnt wurde, ist es etwas schwierig, diese Formulierung aufrechtzuerhalten. Aber: Im vorigen Duell der beiden Teams hatte Leverkusen die Münchner noch hergespielt, die Bayern hatten beim 0:3 keine Chance. Damals galten die aber auch als verwundbar, mittlerweile geht es wieder Richtung "übermächtig".

Xabi Alonso

Entsprechend zufrieden waren die Leverkusener auch mit dem, was am Samstagabend in München passierte. "Wir haben den Bayern in 95 Minuten kaum Chancen gegeben und sehr seriös gespielt. Wir sind sehr glücklich mit dem Punkt. Wir brauchten diese Art und Weise, weil Bayern sehr gut drauf ist und wir von Anfang an unter Druck standen", sagte Alonso bei "Sky". "Normalerweise spielen wir so nicht, aber für heute war das okay. Das war ein sehr hartes Spiel für uns, das ganze Spiel gab es Hochdruck nach ihren Ballverlusten, wir hatten kaum die Möglichkeit, um mal zu atmen. Ich bin stolz auf meine Mannschaft."

Bayern wieder das Nonplusultra in der Bundesliga?!

Jonathan Tah stimmte seinem Trainer weitgehend zu - er war dann aber doch ein wenig darüber enttäuscht, dass im Spiel mit dem Ball so wenig passiert war. "Zufrieden sind wir nicht, wenn wir nicht gewinnen, diese Spielweise ist nicht unsere Spielweise", sagte der Leverkusener Abwehrspieler. "Wir haben dafür top verteidigt und nicht viel zugelassen. Sie hatten viel den Ball und waren deutlich dominanter, so viel ist daraus aber nicht entstanden." Granit Xhaka gab zu, dass "das Ziel war, wenig zuzulassen". Gegen jeden anderen Gegner hätte das wohl anders ausgesehen.

Was bleibt also von diesem Spitzenspiel? Die Gewissheit, dass Bayer schon in der Anfangsphase der neuen Saison nicht mehr die herausragende Stellung der vergangenen Spielzeit, als die "Werkself" mit 17 Punkten Vorsprung erstmals Deutscher Meister wurde, hat.

Stattdessen ist Bayern wieder das Nonplusultra der Bundesliga. Sollte daran jemand vor der Partie gegen Leverkusen gezweifelt haben, hat der Titelverteidiger selbst mit seiner Taktik gezeigt, dass dem so ist. Es war ein Auftritt mit Signalwirkung.